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Hier finden Sie interessante Neuigkeiten und Ereignisse aus dem Hause der Jaisli-Xamax AG.

Im Gespräch mit André Wicki

In unserer Reihe «Im Gespräch mit» trifft unser Geschäftsführer Rolf Weber jeweils auf einen inspirierenden Gast aus den Bereichen Wirtschaft und Politik. Gemeinsam sinnieren sie über das Unternehmertum und tauschen sich über brisante Themen aus. In dieser Ausgabe trifft er auf den Zuger Stadtpräsidenten und Unternehmer André Wicki.

Seit sechs Jahren wohne ich in der Stadt Zug. Hier fühle ich mich seit Tag eins wohl und schätze die Stadt mit allem, was sie zu bieten hat. Wenig überraschend also auch der Entscheid, mit Jaisli-Xamax nach Zug zu expandieren – seit drei Jahren führen wir hier eine Zweigniederlassung mit zwanzig Mitarbeitenden. Neben diversen öffentlichen Bauprojekten dürfen wir auch den lokalen Juni-orenverein Zug 94 unterstützen. Weshalb ich all das erzähle? Weil diese Fakten zu meinem heutigen Gesprächspartner führen: Für die zweite Ausgabe des recharge-Magazins habe ich die Ehre, mich mit dem Zuger Stadtpräsidenten André Wicki über Themen auszutauschen, die uns beide beschäftigen. Kennengelernt haben wir uns bei der Einweihung des Kunstrasens von Zug 94. André Wicki weihte damals den neuen Rasen ein und so kamen wir ins Gespräch. Ein Gespräch, das wir jetzt im geschichtsträchtigen Zuger Stadthaus vertiefen können.

«Wir pflegen in Zug ganz klar eine Willkommenskultur.»

Rolf Weber (RW): Ich muss dir gleich zu Beginn ein Lob aussprechen: Es ist vorbildlich, wie du dich für die Unternehmen und die Anwohner*innen von Zug einsetzt. Als Privatperson, aber eben auch als Unternehmer habe ich mich hier ab Tag eins willkommen und integriert gefühlt. Wie macht ihr als Stadt den Unterschied?

André Wicki (AW): Das freut mich sehr zu hören. Wir sehen uns als Dienstleisterin unserer Bürger*innen und pflegen in Zug ganz klar eine Willkommenskultur. In Bezug auf die anwesenden Unternehmen bedeutet das für mich, dass ich sie laufend betreue, proaktiv das Gespräch suche und stets den Puls fühle. Im Austausch mit ihnen werden eigentlich immer dieselben vier Punkte spürbar: unsere wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, unser hohes Bildungsniveau an den Schulen, die geografische Lage und eben diese Nähe, die wir zu den Unternehmen pflegen. Das ist es, was zum generellen Wohlbefinden, aber auch zum Erfolg von Zug beiträgt.

RW: Die Stadt Zug entwickelt sich laufend weiter und so durften wir mit Jaisli-Xamax in den vergangenen drei Jahren unterschiedliche öffentliche Projekte begleiten. Etwa den Ökihof, das Restaurant Noi und die Notzimmer im Göbli. Hier läuft einiges!

AW: Absolut. Und dabei darf man nicht vergessen, dass Zug nicht nur der kleinste Kanton der Schweiz ist, sondern auch bis in die 1950er- Jahre zu den ärmeren Kantonen der Schweiz zählte. Wir können also dank- bar sein für die Arbeit, die unsere Vorfahr*innen geleistet haben. Doch hinsichtlich dieses Fortschritts betone ich auch immer wieder, dass ich in Zug kein Monaco haben will. Ich bin ein Verfechter davon, Moderne und Tradition gleichermassen zu pflegen, und sehe es als unsere Aufga- be, unseren bestehenden Anwohner*innen bei den steigenden Miet- preisen die Möglichkeit bieten zu können, hier wohnhaft zu bleiben. Eine Stadt braucht einen guten Mix, bei Privatpersonen wie bei Firmen.

RW: Wir haben eben das imposante Stadtmodell von Zug betrachtet. Aktuell werden um die 3500 neue Wohnungen gebaut. Welche Massnahmen trefft ihr sonst, um die Attraktivität der Stadt zu erhalten und noch weiter zu steigern?

AW: Die Stadt, die man baut, die Stadt hat man – daran glauben wir. Also haben wir eine Bevölkerungsbefragung durchgeführt und daraus unsere Vision «Zug 2050» sowie zahlreiche Massnahmen abgeleitet. Das übergreifende Hauptziel: eine Stadt zu bauen, die energetisch un- abhängig ist. Örtliche Unternehmen aus dem zweiten Sektor, die von Photovoltaik über Windenergie und Erdsonden alles bieten können, aber natürlich auch der Zugersee ermöglichen es uns, diesen Meilenstein zu erreichen. Und das ist letztlich auch ein persönliches Anliegen von mir: energetisch und politisch unabhängig zu bleiben.

«Handwerkliche Berufe sind weltweit enorm gefragt. Das muss sich gesellschaftlich wieder stärker verankern.»

RW: Was verstehst du unter politischer Unabhängigkeit?

AW: Das greift natürlich etwas weiter. Die Schweiz liegt im Herzen Europas, ist ein Vorzeigemodell und kann einen grossen Zuzug vorweisen. Mit unseren Firmen und Hochschulen und der hervorragenden Innovationskraft, die sie hervorbringen, haben wir die Kraft und die Fähigkeit, unabhängig zu bleiben. Und das würde ich dringend empfehlen, denn wir verschwinden in der EU.

RW: Da gehe ich mit dir einig. Wir Schweizer*innen müssen uns nicht verstecken. Wir sind mehrsprachig und inklusiv und unser politisches Modell ist auf Fortschritt und Optimierung ausgerichtet. Und nicht zu vergessen: unser weltweit einzigartiger dualer Bildungsweg. Ich persönlich bin ja überzeugt, dass es keine bessere Ausbildung gibt als die Berufslehre. Wie stehst du dazu?

AW: Ich sehe das genauso und bin immer wieder erstaunt, dass andere Länder ihn nicht schon übernommen haben. Wenn du als junger Mensch auf deinem Beruf bleiben willst, kannst du dich weiterbilden oder du entscheidest dich für eine Berufsmatur oder die Passarelle und besuchst im Anschluss eine Hochschule. Zwar haben viele Bekannte den akademischen Weg eingeschlagen, doch mindestens genauso viele haben eine handwerkliche Ausbildung abgeschlossen und führen inzwischen erfolgreich Unternehmen mit vierzig, fünfzig Leuten. Fakt ist, die handwerklichen Berufe sind bei den Arbeitgeber*innen weltweit enorm gefragt und das muss sich gesellschaftlich wieder stärker verankern. Vor allem bei den Eltern.

«Die Stadt, die man baut, die Stadt hat man – daran glauben wir.»

RW: Nun ist es aber immer schwieriger, patente Arbeitskräfte zu finden, gerade im handwerklichen Bereich. Gleichzeitig nimmt die Anzahl Gymnasiast*innen zu. Welche Massnahmen braucht es, um Lehrberufe für junge Erwachsene wieder attraktiver zu machen?

AW: Ob Schnupperlehre oder Elterntag, Unternehmen gehen hierzulande immer früher auf den Nachwuchs zu, um ihm aufzuzeigen, was es für Möglichkeiten gibt. Und das ist auch richtig so. Aber beim öffentlichen Auftritt gibt es noch grosses Potenzial. Social Media und eine coole Website sind heute unumgänglich.

RW: Ich bin zudem überzeugt, dass man seinen Mitarbeitenden eine Perspektive bieten muss. Wenn man sie schulisch ausbildet, müssen sie auch berufliche Wachstumschancen bekommen, sonst verliert man sie. Gibt es hier auch politische Lösungsansätze?

AW: Bildung ist die wichtigste Ressource in der Schweiz und insofern haben Stadt und Kanton natürlich auch immer regen Austausch mit den Firmen und den Schulen. So hat sich bei mir auch ein Projekt ergeben, das ich Ende Jahr starten will: Die Idee ist es, junge Studierende und Lernende bei Unternehmen mit Sitz in Zug zusammenzubringen. Beispielsweise im Rahmen einer interaktiven Projektgruppe während der Ausbildung. Damit wollen wir die Bindung der jungen Menschen zu den Firmen, aber auch ihre Verbindung untereinander fördern. Unser duales Bildungssystem ist einmalig und es ist eine meiner Visionen, unsere unterschiedlichen Bildungswege zusammenzubringen.

RW: Apropos Vision: Wann sehen wir dich im Bundesrat?

AW: Nie! (lacht) Nein, ich schätze es natürlich sehr, wenn sich Menschen in Bern einsetzen. Aber ich gehöre in die Exekutive und mein Perimeter ist die Stadt Zug. Solange das Volk es also will, bleibe ich gerne hier.

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